Tourismus ist keine Einbahnstraße
- Jens Sedello
- 27. Juni
- 2 Min. Lesezeit
Reiseblog-Interview mit Jens Sedello
Thema: Chancen und Herausforderungen im Tourismus
Interviewer: Claudé KI. Clavier
Jens, wie siehst du den Tourismus im Jahr 2025? Was begeistert dich daran – und was bereitet dir Sorge?
Ich glaube fest an die Kraft des Tourismus. Richtig gestaltet, schafft er Begegnungen, Verständnis, Bildung – und ganz konkret: Arbeitsplätze, Wertschöpfung, Entwicklung. Was mich begeistert, ist das Potenzial, das Tourismus entfalten kann, wenn er sinnvoll eingebettet ist.
Ich bin ein Verfechter klassischer, hochwertiger Hotelstrukturen. Ich schätze Ketten wie Iberostar oder andere etablierte Anbieter, die nicht nur komfortable Unterkünfte bieten, sondern auch nachhaltig Verantwortung übernehmen: durch Umweltprogramme, soziales Engagement, lokale Beschäftigung, Steuertransparenz und den Mut, Orte zu schaffen, die Menschen verbinden. Ich finde, ein Hotel darf mehr sein als ein Schlafplatz – es kann ein Meeting Point sein, ein Ort für Begegnung, Austausch, Identität.
Welche Entwicklungen beobachtest du kritisch?
Der Ferienwohnungsboom, so populär er auch ist, bringt auch Schattenseiten mit sich. Wenn in begehrten Destinationen der Wohnraum für Einheimische schwindet, weil alles in touristische Kurzzeitunterkünfte umgewandelt wird, entsteht sozialer Druck. Die Mieten steigen, und damit leider auch der Unmut gegenüber Gästen, obwohl der Tourismus doch eigentlich willkommen sein sollte.
Ich sehe auch, wie die Infrastruktur zunehmend überlastet wird – zum Beispiel lokale Buslinien, die durch das höhere Gästeaufkommen so überfüllt sind, dass Locals es nicht mehr rechtzeitig zu Terminen, zum Einkaufen, zum Arbeiten schaffen. Das alles geht einher mit einem unkontrolliertem Wachstum, ohne Machbarkeitsstudien, Infrastruktur Analysen etc. -und damit ist alles gesagt!
Ist Tourismus also eher Fluch oder Segen?
Es ist weder das eine noch das andere, und genau das ist der Punkt: Tourismus ist keine Einbahnstraße. Wenn er gelingt, profitieren alle Beteiligten – Gastgeber, Gäste, Gesellschaft. Aber das erfordert Verantwortung, Planung und Fairness.
Ich wünsche mir mehr bewussten Tourismus, mehr Qualität als Quantität, und Anbieter, die langfristig mitdenken, nicht nur kurzfristig vermarkten. Denn Reisen verändert – und das sollte im besten Sinne für alle gelten.
Was gibst du Leserinnen und Lesern mit auf den Weg, die selbst reisen oder im Tourismus arbeiten?
Augen auf, Herz offen.
Unterstützt Unterkünfte und Anbieter, die fair handeln, lokal engagiert sind und Verantwortung zeigen. Und seid neugierig – nicht nur auf Landschaften, sondern auf Menschen, Kulturen, Geschichten. Das macht Reisen erst richtig wertvoll.
